Ilan Katz aus Israel zu Besuch am SMG
Herr Ilan Katz, ein pensionierter Lehrer aus Kfar Vradim (nahe der libanesischen Grenze) besuchte die 9. Jahrgangsstufe des SMG. Während seiner aktiven Zeit als Lehrer sammelte Herr Katz zahlreiche Erfahrungen im Bereich Jugendaustausch und stellte fest, dass die persönliche Begegnung und das gegenseitige Kennenlernen der unterschiedlichen Kulturen sowie Religionen die entscheidende Grundlage für ein friedliches Miteinander bilden. Um die Wichtigkeit der Toleranzausübung zu betonen, sagte Katz folgendes: „Als Juden grüßen wir uns mit ‚Shalom‘ – ‚Frieden‘, wissen aber nicht, wie Frieden riecht und wie er schmeckt. Kinder so zu erziehen, dass sie den anderen Menschen tolerieren, egal, aus welcher Familie er kommt, egal, welchen Glauben er hat, egal, was er isst und trinkt, dass ist das Entscheidende – und dass sie es besser machen als wir! Kinder sind schließlich unsere Zukunft.“
Das Thema „Jüdische Identität – was bedeutet es im Staat Israel heute ein Jude zu sein?“ hat Herr Katz, in perfektem Deutsch, aus unterschiedlichen Perspektiven anschaulich beleuchtet, z.B. Militärdienst, koscheres Essen, Sabbat sowie Zionismus. Dabei wurde immer wieder auf die Problematik hingewiesen, welche die Identifizierung des jüdischen Glaubens mit dem israelischen Staat bedeutet. Die Tatsache, dass im Staat Israel auch sehr viele Menschen leben, die laut Definition nicht jüdisch sind, d.h. nicht von einer jüdischen Mutter geboren wurden, wirft viele Fragen und Probleme auf. Herr Katz scheute sich nicht, diese auf oftmals verschmitzt ironische Weise offen anzusprechen und die Schülerinnen und Schüler dafür zu sensibilisieren. Allein in seiner eigenen Biografie wird die Problematik deutlich: als liberaler Jude von einer jüdischen Mutter in Kopenhagen geboren, lebt er ohne inneren Bezug zum jüdischen Glauben im Staat Israel mit allen Vorzügen, die dieser Staat hat, aber auch mit der Tatsache, dass z.B. die Karriere seiner drei Kinder sehr stark von abzuleistenden Militärdiensten geprägt ist, zu welchen nicht-jüdische Bürgerinnen und Bürger nicht verpflichtet sind. Abschließend ging her Katz aus der Insider Perspektive einerseits persönlich betroffen vom aktuellen Geschehen in Israel, andererseits sehr ausgewogen und mit vielen Denkanstößen auf die aktuelle Lage in Israel ein. Unterstützt wurde er dadurch von einer Jugendarbeiterin, ebenfalls aus Kfar Vradim, der es auf mitreißende Art und Weise mühelos gelang an die Lebenswelt der Jugendlichen in Deutschland anzudocken und für die Schülerinnen und Schüler erstaunliche Parallelen zu ihrem eigenen Leben aufzuzeigen.
Insgesamt brachte der Vortrag, bei dem es Herrn Katz immer wieder durch anschauliche und ironisch lustige Fragestellungen gelang, mit den Schülerinnen und Schüler ins Gespräch zu kommen, ein Stück israelische Lebenswirklichkeit in das Thema „Judentum“, mit dem sich die 9. Jahrgangsstufe im Religionsunterricht beschäftigt.
M. Gerdes-Oeder